Musiclab-Gründer Jürgen Strauss
Ein leichtes Leben dank DPA-Mikrofonen im SE Musiclab
Inmitten der postmodernen Einrichtungsszenerie des SE Musiclabs steht die Statuette eines tanzenden Fauns. Gerade diese bronzene Replik wäre sich im Original Weitläufigkeit gewöhnt, da sie bis zu ihrer Verschüttung das grösste Anwesen von Pompeji schmückte - dieser Tage begrüsst das Mischwesen aus der römischen Mythologie mit ausdrucksstarker Pose die Gäste von Musiclab-Gründer Jürgen Strauss in den hohen Hallen der ehemaligen Gurten-Brauerei. Es ist anzunehmen, dass die feudalste Villa der legendären Stadt am Fusse des Vesuvs reich und auserlesen eingerichtet war, und so verhält es sich auch mit dem neuen «Internationalen Zentrum für Elektroakustik» in Wabern bei Bern. Und zwar dergestalt, dass sich seit Monaten die Fernseh-, Radio- und Zeitungsredaktionen die Klinke in die Hand geben, um über das SE Musiclab zu berichten.
Ein Lab aus Lehmkugeln, ein Aufnahmestudio mit Segeln
Noch fröhlicher mag Jürgen Strauss jedoch stimmen, dass nicht nur die Öffentlichkeit von seinem SE Musiclab Notiz nimmt, sondern sich Fachleute fast schon auf die Füsse treten, um im futuristisch gestalteten Raum mit einer Nachhallzeit von 0.3 Sekunden in überaus trockener Akustik zu forschen. Um das zu erreichen, hat Strauss den elf Meter breiten Innenraum völlig vom Aussenraum entkoppelt, und zwar auf augenfällige und spektakuläre Weise:
Von aussen gesehen sieht das Lab aus wie ein aus Lehmkugeln – 32 000 an der Zahl – aufgeschichteter Meiler. Diese 60 Tonnen schwere Lehmmasse, die von einem ETH-Roboter gebaut bzw. gedruckt wurde, führt dazu, dass die Schallwellen des kaum 30 Meter vom Musiclab entfernt vorbeiratternden Zugs der Berner S-Bahn grandios an dieser Tonphalanx abprallen.
Doch Strauss hat noch weit mehr im Audio-Köcher als nur das SE Musiclab. Da wären unbedingt noch die Monitore zu erwähnen, die er seit mehreren Jahrzehnten unter dem Markennamen Strauss Elektroakustik vor Ort konstruiert und den höchsten Ansprüchen im professionellen Umfeld bei weitem genügen können – «das Wunder aus Bern», titelte ein HiFi-Fachblatt dazu. Mehrere Dutzend dieser SE Mastering Studiomonitore stehen in Tokio in den Sony-Studios.
Das spricht natürlich für Wertig- und Genauigkeit, und genau dieser kompromisslose Strauss’sche Qualitätsanspruch hat dazu geführt, dass im angegliederten Aufnahmestudio mehrere Mikrofone der Typen 4006 und 4011 aus der 4000er-Serie im Einsatz stehen, die der Lab-Gründer nach aufwändigen Tests zum Thema Klangfarbenveränderung dazu auserkoren hatte. Wer das Recordingstudio betritt, könnte sich umgehend auf einen Mittelmeertörn versetzt fühlen. Strauss setzt dort nämlich lange Stoffsegel oder macht die Schotten dicht: Im sechs Meter hohen Aufnahmeraum variert er mit diesen Eingriffen die Nachhallzeit zwischen 0.5 und 1.2 Sekunden. Das System von Helmholz-Resonatoren in Verbindung mit Stoffrollo-Absorbern eröffnet einen weiten Bereich klangästhetischer Gestaltung.
Klangbilder, die völlig selbstverständlich entstehen
In frühen Jahren war Jürgen Strauss dank des mittlerweile verstorbenen Ratinger Ingenieurs Tatsuo Nishimura und dessen One-Point-Recordings symphonischer Werke auf die DPA-Mikrofone aufmerksam geworden, deren grössten Vorzug er in der Klangfarbentreue verortet: «Die Typen 4006 und 4011 brillieren dadurch, dass sie on axis über einen ausgewogenen Frequenzgang verfügen». In diesen beiden Modellen sei der betreffend Frühreflexionen superkritische Bereich rund um die Membrane bis hin zum Drahtgittergeflecht sehr gut konstruiert, weshalb keine störenden Beugungen aufträten, die krass färbende Phänomene nach sich ziehen würden. Strauss lobt beim 4006-er vor allem die Ausgewogenheit des Mikrofons, aber auch das einfache Handling und das klangliche Resultat betreffend Rauschen, Auflösung und Dynamik. «Ich stell’ das Mikrofon hin und weiss, das Ding ist gut und funktioniert, und ich kann es auf allen Lagen fahren, die ich will – das ist Plug & Play auf höchstem Niveau», sagt Strauss. Dem 4011-er gesteht er eine sehr hohe Auflösung und sehr niedriges Rauschen zu, weshalb diese Mikrofon- Serie im Lab auch für wissenschaftliche Aufnahmen zur Verwendung kommt, die den Seitenschallgrad, also die möglichst kohärente, nicht verspiegelte Darstellung einer Quelle, beleuchtet. Ihn beeindruckt, wie durch den Gebrauch der DPA-Produkte völlig selbstverständlich Klangbilder entstehen. Sein Fazit: «Mit dem Ausgangsmaterial zu arbeiten, das man aus DPA-Mikrofonen gewinnen kann, macht das Leben leicht und freudvoll».